Haufenreim

Als Haufenreim wird ein Reimschema bezeichnet. Der Haufenreim beschreibt eine Strophe in der sich alle Verszeilen aufeinander reimen und die aus mindestens drei Zeilen besteht.

Vor uns liegt dann im wahrsten Sinne ein Reimhaufen. Wären es nur zwei Zeilen, Würden wir das Reimschema als Paarreim kennzeichnen.

Das Reimschema des Haufenreims folgt also dem Muster AAAA.

Wörter reimen sich am Versende übrigens dann, wenn sie ähnlich klingen. So reimen sich Herz und Schmerz oder Geld und Welt.

Schauen wir auf ein Beispiel:

  1. Auf den hohen Felsenklippen A
  2. sitzen sieben Robbensippen A
  3. die sich in die Rippen stippen A
  4. bis sie von den Klippen kippen A
Text: Zungenbrecher

Haufenreim in der Literatur

So einfach das Reimschema des Haufenreims scheint, ist er doch recht selten in der Lyrik anzutreffen. Häufig sind vor allem der Paar-, Kreuz- und umarmender Reim in der deutschen Literatur.

Vielleicht liegt es darin begründet, dass der Haufenreim schnell nach einem eintönigen Singsang klingt oder wie ein einfacher Kinderreim und er deshalb nicht zur bevorzugten Reimfolge deutscher Dichter zählt.

Dennoch habe ich ein schönes Beispiel für den Haufenreim in einer Ballade von Conrad Ferdinand Meyer gefunden:

  1. Am Gestade Palästina’s, auf und nieder, Tag um Tag, A
  2. „London?“ frug die Sarazenin, wo ein Schiff vor Anker lag. A
  3. „London!“ bat sie lang vergebens, nimmer ward sie müd und zag, A
  4. Bis zuletzt an Bord sie brachte eines Bootes Ruderschlag. A

Wirkung des Reimschemas

Wenn Texte im Haufenreim verfasst sind, klingen sie oft nach einem einfachen Singsang oder Abzählreim. Auf der anderen Seite können Haufenreime intensiv und eingängig erscheinen und durch die gleichbleibenden Reime eine Sogwirkung auf den Lesenden haben.

Der Haufenreim bietet sich an, um durch den gleichbleibenden Rhythmus eine Eingängigkeit zu erschaffen. Er schafft auf der Reimebene keinen Kontrast zwischen den einzelnen Versen – wie etwa der Kreuzreim und kann dadurch wie eine Aufzählung zu einem Thema wirken.

Durch die mangelnde Abwechslung im Reimschema, kann der Haufenreim auch eine steigernde Wirkung haben, da der Haufenreim durch die Wiederkehr der Reimfolge durchaus beschwörend wirken kann.

In langen Verszeilen, wie wir sie im obigen Beispiel von Meyer finden, erscheint die gleichbleibende Eingängigkeit des Haufenreims weniger stark, wohingegen sie in kürzeren Versen durchaus zu Tage tritt.

  1. Gebären, Tod, gewirktes Einerlei A
  2. Lallen der Wehen, langer Sterbeschrei, A
  3. Im blinden Wechsel geht es dumpf vorbei. A
  4. Und Schein und Feuer, Fackeln rot und Brank, B
  5. Die drohn im Weiten mit gezückter Hand B
  6. Und scheinen hoch von dunkler Wolkenwand B
Text: Die Stadt

Beispiele (?)

Ich habe zahlreiche Gedichtbände durchgeblättert und auf meinem Balladenportal nach schönen Beispielen gesucht. Gefunden habe ich lediglich die Beispiele, die in diesem Beitrag aufgeführt sind.

Ich würde mich freuen, weitere Beispiele aus der Literatur präsentieren zu können. Wenn Du also einen Text, der von einem deutschen Dichter verfasst wurde, kennst, der auf den Haufenreim zurückgreift, freue ich mich über eine kurze Nachricht samt Hinweis.