Numinose Ballade

Als numinose Ballade wird eine bestimmte inhaltliche Ausrichtung von Balladen bezeichnet. In numinosen Balladen wird der Mensch im Kampf mit göttlichen, übersinnlichen oder (natur-)magischen Kräften gezeigt. Diese Kräfte nehmen einen schicksalsverändernden Einfluss.

In numinosen Werken ist das Göttliche, Übersinnliche oder Magische zugleich bedrohlich und verlockend, wenngleich dieses Wechselhafte nicht in jeder Ballade im gleichen Maße auszumachen ist. Wesentlich ist vor allem die Auseinandersetzung des Menschen mit dem Übersinnlichen, was einen schicksalsverändernden Einfluss auf den Menschen hat.

Bekannte Beispiele numinoser Balladen sind unter anderem Der Totentanz, Erlkönig und Der Fischer von Johann Wolfgang von Goethe sowie Der Knabe im Moor von Annette von Droste-Hülshoff.

Etymologie: Numinos leitet sich vom lateinischen Substantiv numen ab, was göttlicher Wille bedeutet. In der Religionswissenschaft meint numinos etwas Göttliches, das Schauer hervorruft und anziehend wirkt.

Unterarten numinoser Balladen

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, inwiefern der handelnde Mensch, also der Protagonist einer Ballade, in eine Auseinandersetzung mit dem Göttlichen oder Übersinnlichen im Allgemeinen geraten kann.

Teils lassen sich numinose Balladen noch in naturmagische oder totenmagische Balladen unterscheiden. Die Begriffe werden in der Literatur nicht immer trennscharf gebraucht, sodass die Grenzen fließend sind.


  • Naturmagische Balladen zeigen Inhalte, wo die Umwelt, also die Natur, zum Leben erwacht. Sie handeln von Menschen in einer Auseinandersetzung mit Naturgewalten, -geistern oder Fabelwesen, die bedrohlich und faszinierend erscheinen. Die Natur ist meist kein Zufluchtsort, sondern eine gefährliche, verlockende Welt, die mit Kontrollverlust, Wahnsinn, Untergang oder sogar dem Tod droht.Beispiele: Erlkönig, Der Knabe im Moor, Waldgespräch

  • Totenmagische Balladen erzählen vom Totenreich und seinen Bewohnern und somit von Wesen, die zwischen diesen und der Menschenwelt wandeln. Wir begegnen Skeletten, Untoten, Verstorbenen und eben Menschen, die in einen Konflikt mit dieser Welt und ihren Wesen geraten. Hierbei ist das Tote bedrohlich und doch zugleich faszinierend. Oft ist den Handelnden gar nicht bewusst, dass sie mit dem Tod agieren.Beispiele: Der Totentanz, Lenore, Die Braut von Korinth

Hinweis: Es gilt, dass die Auseinandersetzung mit dem Übersinnlichen numinos genannt wird. Eine weitere Klassifizierung in natur- oder totenmagisch ist manchmal möglich. Die Grenzen sind nicht immer eindeutig.

Beispiele