Reimschema in der Ballade

In einer Mail, die mich erreichte, wurde ich gefragt, welches Reimschema Balladen hätten. Die Antwort auf diese Frage ist auf den ersten Blick sehr eindeutig. Es gibt kein bestimmtes Reimschema, das einen Text zur Ballade macht oder ein typisches Merkmal der Balladendichtung ist.

Zwar lässt sich festhalten, dass die meisten Balladen in Reimen verfasst sind, doch gibt es ganz unterschiedliche Reimfolgen sowie Werke, die sich vor allem durch die Abwesenheit eines Reimschemas auszeichnen.

So verfasste Goethe den Erlkönig im Paarreim, den Totentanz im Kreuzreim, wohingegen Schiller in der Bürgschaft vor allem umarmende Reime nutzte. Kurzum: Es gibt kein festes Reimschema in Balladen!

Dennoch wollte ich der Frage nachgehen und einmal prüfen, welches Reimschema denn am häufigsten in der deutschen Balladenlandschaft Verwendung findet. Hierfür habe ich die 200 bekanntesten Balladen auf balladen.net überprüft und geschaut, wie gereimt wurde und ob es vielleicht eine allgemeine Tendenz in der Balladendichtung gibt.

Das Ergebnis ist spannend.

Das häufigste Reimschema in deutschen Balladen ist mit Abstand der Kreuzreim (Der König in Thule, Der Fischer, Die Kuh …). Auffällig ist, dass der Kreuzreim vor allem das Schema ist, das tatsächlich am ehesten den gesamten Text durchgehalten wird. Es folgt der Paarreim (Erlkönig, Das Kind mit dem Gravensteiner, Die Rache …) sowie eine Kombination aus Kreuz- und Paarreim (Das Lied vom braven Manne, Der Taucher …).

Für mich überraschend war – da ich diese Reimfolge als selten empfunden habe – dass durchaus viele Balladen ihre Strophen aus der Kombination aus Paar- und umarmendem Reim anordnen. Das Reimschema ist dann AABCCB, wie wir es etwa in Schillers Der Ring des Polykrates oder Höltys Hexenlied finden. Der Fachbegriff hierfür ist übrigens Schweifreim.

  1. Er stand auf seines Daches Zinnen, A
  2. Er schaute mit vergnügten Sinnen, A
  3. Auf das beherrschte Samos hin. B
  4. Dieß alles ist mir unterthänig, C
  5. Begann er zu Egyptens König, C
  6. Gestehe daß ich glücklich bin. B

In der unmittelbaren Gegenüberstellung ist der Anteil der Balladen, die ausschließlich in Schweifreimen verfasst wurde, dann doch eher gering. Und sollte man ein Reimschema nennen wollen, das zumindest typisch für die deutsche Ballade ist, müsste die Antwort Kreuzreim (!) lauten.

Hinweis: Dieser Beitrag erfüllt keine streng wissenschaftlichen Kriterien, sondern ist lediglich eine Momentaufnahme der meistgelesenen Balladen auf diesem Portal. Dennoch lässt sich hierbei eine Tendenz ableiten.